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Sie darf sich im wahrsten Sinne des Wortes als Lost Place bezeichnen: die einstige Donau-Insel Ada Kaleh bei dem rumänischen Ort Orsova. Zeitweise wurde sie auch als Caroline Insel oder Neu-Orschowa bezeichnet. Letztlich dauerhaft durchgesetzt hat sich Ada Kaleh, die türkische Bezeichnung. Kein Wunder, war die Insel doch bis ca. 1912 eine türkische Exklave.
Wie ich dazu komme, hier eine Location einzutragen, die es nicht mehr gibt? Die Antwort ist einfach: Neugier. Gekommen bin ich auf die Insel Ada Kaleh über das Literaturportal Handlungsreisen, ins Leben gerufen von Jens Nommel. Genauer gesagt geht es um den Buchtitel „Baba Rada. Das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare“ vom Autor Dana Grigorcea. Es ist faszinierend und traurig zugleich wie die Historie zeigt, das eine blühende Insel wie Ada Kaleh aufgrund bautechnischer Maßnahmen zur Energiegewinnung dem Erdboden gleichgemacht worden ist. Oder vielmehr bis 40 Meter unter den Wasserspiegel der Donau geflutet wurde. Was Ihr anstelle etwas weiter flussabwärts zu sehen bekommt ist das Kraftwerk Eisernes Tor 1, dem jegliche Romantik abgeht. Verschwunden ist die Insel, der selbst der bekannte Reisereporter Egon Erwin Kirsch einen Text widmete. Zumindest wurden einige Teile der Festung auf der etwa 30 km flussabwärts liegenden Nachbarsinsel Simiana aufgebaut und der alte Friedhof umgesiedelt.
Nachweislich war Ada Kaleh dicht besiedelt und beschenkt mit einem mediterranen Klima, das Feigen, Mandeln, Maharonibäume und vieles mehr wachsen ließ. Sie wurde bereits früh zu einer Festungsinsel mit bis zu 25 Meter hohen Wehrmauern ausgebaut. Mit dem Bau wurde im Jahr 1689 unter österreichischer Schirmherrschaft begonnen. Es dauerte nicht lange, bis sich die Insel im türkisch-österreichischen Krieg wiederfand und dem Osmanischen Reich zugeordnet wurde. Friedlicher ging es nach dem Frieden von Berlin im Jahr 1878. Ada Kaleh entwickelte sich im doppelten Sinne zu einer Insel für Muslime, umgeben vom Christentum. Das Glaubensthema als ständigen Unruheherd kennen wir leider zur Genüge bis in unsere Gegenwart. Die Inselbewohner jedenfalls verdienten Ihren Unterhalt fortan durch den Handel, Donaufischerei, Tabakanbau und – Schmuggelei. Und falls Ihr einmal vor Ort sein solltet: Haltet für einen Moment inne, vielleicht spürt Ihr noch die Schwingungen von Ada Kaleh. Und wer nicht lesen will darf schauen:
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Bild 1: (gemeinfrei über Public Domain) Urheber unbekannt
Bild 2: Anton Bedö-Zöllner (Banater Aktualität) - Fotos
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