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Wir fahren vom Wohnmobilstellplatz am Kloster Andechs aus am Ammersee entlang in Richtung Erdfunkstelle Raisting. Space Time im tiefsten Bayern sozusagen. Das Wetter passt an diesem Tag noch, wird sich aber über Nacht ändern. Und das nicht zum Guten. Aber egal, wir genießen die Fahrt und freuen uns auf diese Sehenswürdigkeit.
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ToggleErdfunkstelle Raisting: Space Place umgeben von einem Maisfeld
Der Weg zur Erdfunkstelle ist von Raisting aus verhältnismäßig gut ausgeschildert, was aber daran liegt, dass sich hier zugleich das Industriedenkmal Radom Raisting und das Space-Cinema befinden. Pech haben wir insofern, dass das Industriedenkmal wegen umfangreicher Renovierungsmaßnahmen geschlossen ist.
Vom Parkplatz aus laufen wir an dem Denkmal vorbei, während sich zahlreiche Parabolantennen wie Fremdkörper in den Himmel schälen. Sie sind groß, wenn du direkt bei ihnen stehst, aber vermutlich wirken sie wie Babys im Vergleich zu den Riesen-Radioteleskopen in der Atacama-Wüste in Chile, wobei die eine ganz andere Aufgabe zu bewältigen haben als die hier bei der Erdfunktstelle Raisting. Der Name sagt es ja schon. Dazu später mehr. Einige Traktoren fahren mit eingewickelten Strohballen an uns vorbei.
Später werden wir uns mit einem der Fahrer unterhalten. Er lässt die Erde auf seinem Acker durch seine Hände rieseln und begutachtet die ersten Blättchen des kürzlich ausgesäten Feldsalats. Er meint abschließend zu uns: Bayern sei von Gott geküsst, weil es immer im richtigen Moment regne. Ich nenne das eher Wetter, aber gut, Gott darf auch hin und wieder Küsschen verteilen.
Wir laufen weiter, um verschiedene Standpunkte zum Fotografieren der Erdfunkstelle Raisting auszuprobieren. Die Sonne bereitet ein paar Probleme, weil sie noch in die falsche Richtung scheint, was dann zumeist mit einem blassen Himmel auf den Bildern endet. Bei der Nachbearbeitung wird dann mit ein paar Reglern nachgeholfen oder nochmal die Perspektive verändert.
Was es mit der Erdfunkstelle Raisting auf sich hat
Ein wenig Historie geht immer, also los: Jedenfalls wurde der Standort im Landkreis Weilheim-Schongau für die frühe Kommunikation mit Nachrichtensatelliten aufgrund der topografisch günstigen Lage mit deutlich weniger terrestrischen Störsignalen als an anderen Standorten.
Amüsanter Weise wird mit dem Bau der Erdfunkstelle Raiting im Jahr 1963 durch die Deutsche Bundespost begonnen, um eben mit Nachrichtensatelliten zu kommunizieren. Unwissend wie ich bin, wird mir erst nachträglich bei intensiveren Recherchen klar, dass es sich bei dem Radom Raisting um jene Kuppel handelt, unter der sich die sogenannte Antenne 1 befindet – ergänzt durch das Museum. Bei der Konstruktion handelt es sich um eine Traglufthalle. Ihre Form behält sie ausschließlich durch einen stetigen Luftstrom, sodass du das Innere nur durch eine Druckschleuse erreichst. Wenn du bis hierher gelesen hast, weißt du das bereits vorab.
Im Februar 2020 fegt ein Sturm über die Erdfunkstelle Raisting hinweg und drück die Traglufthalle zu Boden. Wenn du noch eine rote Parabolantenne sehen solltest: das ist besagte Antenne 1, die normalerweise unter der Kuppel verborgen liegt. Nach knapp einer Stunde machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: den Pilsensee mitsamt dem Schloss Seefeld.
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