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Die Ruine Hohentwiel bei Singen ist unsere zweite Etappe an diesem Wochenende im Hegau. Gemächlich tuckern wir mit dem Wohnmobil-Oldtimer über die A81 bis zur Ausfahrt bei Twiefeld. Die Konturen der Festungsruine geraten ins Blickfeld und brennen sich zunächst in das Kurzzeitgedächtnis ein. Das wird sich schnell ändern.
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ToggleDie Ruine Hohentwiel: keine Kleinigkeit, es geht zur Sache
Eigentlich geht es nicht gleich zur Sache, denn zunächst steht die Parkplatzsuche an. Das Vorhaben gestaltet sich wesentlich einfacher als gedacht. Der Parkplatz nennt sich etwas holprig Schienenhaltepunkt Landesgartenschau. Die liegt allerdings schon 20 Jahre zurück. Aber so what, wir können uns sogar einen Schattenparkplatz aussuchen, bevor es hoch geht zur Ruine Hohentwiel. Alles wird gut – jedenfalls fühlt es sich so an, während ich die von hier aus sichtbaren Konturen der Festungsruine in den Fokus meiner Lumix rücke.
Sie sieht noch mickrig aus von dieser Perspektive aus, oder was meinst du? Ein paar Mäuerchen hier und da, die dekorativ an den Hohentwiel geklebt worden sind, um ein paar Touristen anzulocken. Wir verlassen den Parkplatz, ich hole mir in der Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Laugencroissant. Es war das letzte für diesen Samstag, die Verkäuferin macht unmittelbar nach mir den Laden dicht. Ihr Lächeln kann ich wegen der Maske nur an den Augen erkennen, aber es ist da.
Ich ziehe meine ab und wir gehen weiter zur Shuttle-Bushaltestelle in der Hohentwiel-Straße. Glück bedeutet, dass der Bus in ca. 12 Minuten kommen wird. Das Laugencroissant verdrücke ich im Schatten einer Einfahrt direkt an der Haltestelle. Ganz ehrlich gesagt wissen wir noch nicht so genau, weshalb die Ruine Hohentwiel zu den Magneten im Hegau zählt. Sie wird uns mit stummer und majestätischer Gewalt eines Besseren belehren.
Wir sind die einzigen Fahrgäste in dem an Wochenenden und Feiertagen kostenlosen Shuttle bis zum Gasthaus am Hohentwiel, wo zugleich ein Museum auf uns wartet. Dort gibt es die Eintrittskarten. Nicht vergessen, sonst schaust du am Eingang zur Ruine Hohentwiel blöd aus der Wäsche. Hier wirst du mit dem Nachbau der einstigen Festung im Stil einer Märklin-Eisenbahnanlage eine erste Ahnung davon bekommen, was dich erwartet. Genau so ist es uns ergangen, nachdem wir uns die Tickets geholt und durch das kleine Museum mäandert sind.
Außer Atem, jedenfalls fast
Einer körperlichen Anstrengung sollte am Ende immer eine Belohnung folgen. So ist das bei der Ruine Hohentwiel auf jeden Fall. Bevor wir die Festungsruine nach einem kurvenreichen Fußmarsch betreten, ist noch ein Bier angesagt. Kalt, gut und prickelnd, was einige hektisch umherschwirrende Wespen ähnlich empfinden. Ich opfere ein oder zwei Schlucke, um eine falsche Fährte auf dem Boden unter dem Tisch zu legen. Klappt nicht wirklich.
Wir befinden uns auf der Karlsbastion, die ein wenig den Eindruck einer Picknick-Wiese mit Blick auf Singen von oben hinterlässt.
An einer Drehtür werden unsere Billetts abgescannt. Wir sind drin – und es geht weiter bergauf, eine gefühlte Ewigkeit. Ich frage mich, wie mühselig das während der Zeit der Erbauung gewesen sein muss. Spaß geht anders. Es gibt auf dem Weg nach oben in das eigentliche Ruinengelände auf dem Hohentwiel keine wirklichen Stufen. Die Bezeichnung „glatt geschliffene Steine“ trifft es deutlich besser. Wanderschuhe mit gutem Grip sind empfehlenswert, auch wenn es trocken ist.
Eine kleine Kartografie der Ruine Hohentwiel
Sieht sie von unten noch wie an den Hohentwiel geklatscht aus, wird die Ruine immer größer, wenn du sie mit jedem Schritt ein Stückchen weiter eroberst. Zu deiner Orientierung, sie ist in mehrere Segmente aufgegliedert, die historischen Erkenntnissen entsprechen. Nachfolgend eine Übersicht:
Der Ruine Hohentwiel-Rundgang startet direkt an der Karlsbastion, nachdem wir den Aufstieg geschafft haben. Aber es ist – wie oben erwähnt – noch längst nicht vorbei mit den Höhenmetern. Am obersten Punkt, dem ehemaligen Kirchturm, wirst du am Ende auf einer Höhe von knapp 700 Metern stehen. Bei gutem Wetter übrigens mit Blick zum Bodensee, der von hier aus wie ein in Blau gebleichtes Leintuch wirkt.
Es sind erstaunlich wenige Menschen unterwegs, was auch sein Gutes hat: Man kann nahezu jedes Motiv recht ungestört fotografieren. Und davon werden uns in den nächsten 2 Stunden sehr viele begegnen. Kleiner Wermutstropfen: Die Panoramafreiheit ist innerhalb der Festungsruine Hohentwiel eingeschränkt.
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