Der Mindelsee: Entdecke diese schüchterne Schönheit

Irgendwie ist der Mindelsee bei Radolfzell am Bodensee mit in die Planung unserer dreitägigen Wohnmobiltour durch den Hegau geraten. Und wenn ich ehrlich sein darf: zu Recht. Was für ein schönes Idyll, das abseits der Hotspots Ruhe und Entspannung bietet. Es ist eben anders hier.

Die Ruhe legt sich wie ein Kokon aus engmaschigen Seidenfäden über uns

Die entspannte Anfahrt zum Mindelsee dauert vom Wohnmobilstellplatz Geisingen aus nach einem ausgiebigen Frühstück so um die 40 bis 45 Minuten. Der French-Press-Geschmack des Kaffees begleitet mich noch eine ganze Weile. So genau schaue ich nicht auf die Uhrzeit, zumal wir gemütlich cruisen – Stress steht in meinem anderen Terminkalender. Was im richtigen Kalender bezüglich der von uns ausgewählten Sehenswürdigkeiten im Hegau anbetrifft, kannst du hier nachlesen.

Der Mindelsee-Parkplatz ist nicht einfach zu finden, wir fragen ein E-Bike-Pärchen, das gerade die Straße kreuzt und unsere wortlos fragenden Blicke durch das heruntergekurbelte Fahrerfenster sofort verstehen. Klar, wer mit dem Wohnmobil in dieser Gegend unterwegs ist, sucht eine Parkmöglichkeit. Wir erreichen diese nach vielleicht 200 Metern.

Ich zähle exakt 7 Autos, die hier parken. Ein Achtes kommt hinzu, der Fahrer lässt seinen Hund aussteigen, nickt uns kurz zu und macht sich sofort auf den Weg. Wir brauchen noch ein bisschen: Die Kameras vorbereiten, einen Schluck Wasser trinken und die Alarmanlage einschalten.

Und nicht vergessen – Sonnencreme mit Schutzfaktor 28 – zur Sicherheit, denn die Sonne zeigt, was sie an so einem Vormittag so alles zu leisten vermag. Ihr Licht benötigt im Mittel 500 Sekunden bis zur Erde oder eben bis zum Mindelsee. Ein seltsamer Gedanke, aber genau so ist es gewesen. Wir laufen fernab der Lichtgeschwindigkeit los, unser Tempo ist eher gemächlicher Natur.

Schattenkämpfe auf dem Weg zum Mindelsee

Das Landschaftsbild passt. Ein Gemälde, das sich recht unaufgeregt präsentiert. Kein unnötiger Schnickschnack, der vom Wesentlichen ablenkt. Wir spazieren in Richtung Südosten, auf den Feldern rechts neben uns sind ein paar Störche unterwegs. Sie wirken wie Schneebälle mit roten oder orangeroten Nasen, die auf der Suche nach irgendetwas sind. Ich lasse das mit dem Ranzoomen, weil ich weiß, wo die Grenzen meiner Lumix FZ2000 liegen (unbezahlte Werbung, ist halt mein Bridge-Liebling).

Der Weg führt in ein Stückchen Wald. Schatten. Vor allem Schatten mit einem Hauch Kamineffekt, der uns kühle Luft ins Gesicht bläst.  Irgendwann ist der Weg zu Ende. Uns ist im Moment überhaupt nicht klar, wo genau der Mindelsee anfängt, wie er verläuft und wie wir weiterlaufen. Wir entscheiden uns für rechts, was letztlich falsch ist, da der Mindelsee-Rundweg nicht auf dem Tagesplan steht. Ufernähe ist angesagt, was gar nicht so einfach ist, da uns ein jahrzehnte altes Naturschutzgebiet Einhalt gebietet. Okay, links wäre richtig gewesen, soviel dazu. Hinterher ist man immer schlauer.

Der Mindelsee ist eine Ausnahmeerscheinung in der Seenlandschaft Deutschlands

Warum das so ist? Bei dem Mindelsee handelt es sich um einen Gletscherzungensee natürlichen Ursprungs. Er ist keine Talsperre, kein Stausee für die Energiegewinnung und auch kein Gewässer, das unserer Freizeitgestaltung dient – abgesehen von der Rundwanderung in respektvoller Uferentfernung bis auf eine kleine Ausnahme. Der Mindelsee ist vor ungefähr 15.000 Jahren entstanden, was im Zusammenhang mit dem Zeitraum eigentlich ein Witz ist. Okay, hat was mit Oberschwaben zu tun, und deshalb auch mit dem Bodensee.

Der Mindelsee-Rundweg mit einem kleinen Abstecher

Die Mindelsee-Runde liegt bei ca. 10 km, was überschaubar ist. Wenn du Zeit hast, mach noch einen kleinen Abstecher zum Wild- und Freizeitpark Allensbach – vor allem wenn Kinder mit dabei sind. Die freuen sich über vergnügungsparkähnliche Attraktionen und so einige Tierarten. Für den Besuch gibt es einen eigenen Parkplatz, eine Wanderung ist ja nicht so wirklich ein Nachwuchsding.