Das städtische Lapidarium Stuttgart: Durch die Geschichte wandeln

Vorwort: Das Lapidarium Stuttgart ist ein echtes Kleinod mit einem morbid angehauchten Charme. Kein Wunder, der kleine Park beherbergt ausgewählte Architektur-Exponate, die zum Teil um die 5 Jahrhunderte bewegter Historie hinter sich haben. Fragmente, die eine eigene Geschichte erzählen. Die komplette Open-Air-Ausstellung ist angereichert mit italienisch antikem Flair. Zugleich bietet sie Platz für zahlreiche Veranstaltungen. Komm mit auf eine historische Zeitreise in das Lapidarium mitten in Stuttgart.

Geduckt im Schatten der Karlshöhe in der Mörikestraße

Die liebevoll gepflegte Parkanlage liegt geduckt in leichter Schräglage am Fuß der grün glitzernden Karlshöhe. Der Eingang wirkt äußerst schüchtern, er ist von der Straße aus kaum erkennbar. Ein paar Schritte zwischen den Gebäuden gemacht, führt eine kleine Treppe mitten rein in die architektonische Stadtgeschichte aus Stein.

Städtisches Lapidarium Stuttgart - Der Eingang
Städtisches Lapidarium Stuttgart – Der Eingang

Zumeist stehen aufklappbare Hinweistafeln da, am heutigen Tag nicht. Schade für ortsunkundige Besucher. Am Eingangsschild mit dem gestauchten Schriftzug nagt der Rost. Der bärtiger Herr aus Stein schaut auf die ankommenden Gäste herab. Freundliche Neugier schwingt in seinem Blick mit – zumindest gefühlt. In der Inventarliste wird er als „Gratulator“ geführt. Erste Impressionen, die vielversprechend sind.

Das Lapidarium in Stuttgart - Entree-Bereich
Lapidarium Stuttgart – der Eingangsbereich

Die Zeit vor dem neuen Lapidarium Stuttgart

Interessant sind im Vorfeld mit Sicherheit Informationen darüber, wie das Kleinod entstanden ist: Wie in vielen anderen Städten auch, wurde und wird in Stuttgart massiv gebaut.

Zum Ende des 18. Jahrhunderts etwa wurde die Innenstadt nahezu komplett umgekrempelt. Rund 50 Gebäude mussten dem Rathausneubau weichen. Wenige Jahre später wurden im Zuge diverser Verschönerungsmaßnahmen weitere knapp 90 Häuser abgerissen oder saniert. Architektonisch bedeutende Bauteile befanden sich zu der Zeit im Kreuzgang der evangelischen Hospitalkirche in der Büchsenstraße. Sie wurde 1944 fast vollkommen zerstört.

Es ist im Wesentlichen dem damaligen Oberbürgermeister Arnulf Klett sowie dem Journalisten und Stadthistoriker Gustav Wais zu verdanken, dass das städtische Lapidarium in Stuttgart in seiner heutigen Form existiert.

1947 begannen der Denkmalpfleger Wilhelm Speidel und Gustav Wais mit der Trümmerbeseitigung in Stuttgart. Dabei wurden wertvolle Fragmente gesammelt und – so weit möglich – katalogisiert. Es entstand eine Liste mit über 1.000 erhaltenswerten Exponaten.

Dabei darf der Hinweis auf den Birkenkopf nicht fehlen, von den Stuttgartern gerne als Monte Scherbelino bezeichnet. Auf dem Plateau türmen sich Baureste im Stil eines Lapidariums. Der Spaziergang lohnt sich zudem wegen der tollen Aussicht auf Stuttgart.

Wandelgang mit Skulpturen aus der römischen Antike

Im Jahr 1950 erwarb die Stadt Stuttgart die Villa Ostertag-Siegle inklusive des zugehörigen Parks. Er beherbergt das heutige Lapidarium in Stuttgart. Carl von Ostertag-Siegle ließ den Terrassengarten anhand italienischer Vorbilder der Renaissance anlegen. Ihm ist die Sammlung antik-römischer Exponate zu verdanken, die du im Wandelgang direkt nach dem Eingang zu sehen bekommt.

Das Lapidarium in Stuttgart - Wandelgang mit Skulpturen aus der römischen Antike
Wandelgang mit Skulpturen
Das Lapidarium in Stuttgart - Wandelgang mit Sitzgelegenheiten
Sitzbänke im Wandelgang

1961 verstarb Gustav Wais, der bis dahin das Parkmuseum als wichtiger Fürsprecher geleitet hatte. Danach geriet das Lapidarium Stuttgart in Vergessenheit. Im Laufe von 3 Jahrzehnten eroberte sich die Natur das Terrain zurück. Der Park verwilderte und gelangt erst Anfang 1980 erneut in den Fokus der Stadt. Es wurden zum Glück umfangreiche Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. 

Ein engagierter Freundeskreis sorgt aktuell für die Erhaltung des Kleinods und dafür, dass der Park während der warmen Jahreszeit für Besucher offen steht. An dieser Stelle mein persönlicher Dank an alle Helferinnen und Helfer, die sich für dieses schöne und wichtige Projekt engagieren, zumal der Eintritt frei ist. Vielleicht spendet Ihr eine Kleinigkeit, wenn Ihr vorbei schaut.

Mein persönliches Fazit

Es war mir eine Freude, durch das Lapidarium Stuttgart zu laufen. Eine vitale Oase – an diesem Tag im Begriff, sich ins schönste Grün zu werfen. Wie sagte einst der bekannte schwäbische Schriftsteller Hermann Lenz:

Mich zieht dieser abgeschiedene Garten mit seinen Steintrümmern wie kein anderes Museum in die Vergangenheit zurück, wahrscheinlich, weil das Ewige (denn Gras, Baum, Büsche und rieselndes Wasser werden uns alle überleben) dicht neben dem Vergänglichen steht. Und während du weitergehst, dich niedersetzt neben Standbildern, an die Blätter rühren, ist es als ob du dir selbst begegnest.

Hermann Lenz
Das städtische Lapidarium Stuttgart: Durch die Geschichte wandeln 1
Steinernes Bilderbuch

Wissenswertes rund um das Lapidarium Stuttgart

Adresse

Mörikestraße 24/1
70178 Stuttgart

Karte

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

Anfahrt und Parken

Solltest du mit dem Auto kommen, dann orientiere dich eher an den Parkhäusern im Umfeld des Stuttgarter Lapidariums. Am Straßenrand wirst du selten einen regulären Parkplatz bekommen. Folgende Optionen stehen dir zur Verfügung, wobei der Fußweg bei maximal 700 Meter liegt:

Öffentliche Verkehrsmittel

Geschickter Weise gibst du die U-Bahn-Haltestelle Marienplatz als Ziel ein. Sie liegt lediglich 350 Meter vom Lapidarium Stuttgart entfernt. Fahrplanauskünfte erhältst du über die Deutsche Bahn und den VVS.

Öffnungszeiten

Das Stuttgarter Lapidarium ist von Anfang Mai bis Mitte September geöffnet. Unter der Woche (Mittwoch bis Samstag) von 14 Uhr bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 Uhr bis 18 Uhr. Über die Seite Stadtpalais – Museum für Stuttgart holst du aktuelle Informationen ein.

In der Nähe

Die Karlshöhe

Dieser Aussichtspunkt in Stuttgart strahlt eine gewisse Magie aus. Du genießt einen fantastischen Blick über den Kessel und bist zugleich umgeben von Weinbergen. Über den Sommer hinweg genießt du Snacks und Getränke im Biergarten. Alles perfekt und easy.

Stuttgart von oben Top 10 - Blick von der Karlshöhe-1
Kesselblick

Author: Andreas Schneider

Mitbegründer der Local Players. Er betrachtet das Portal als Medizin gegen das stets präsente Reisefieber. Seit mehr als 30 Jahren schreibt und werbetextet er für namhafte Unternehmen, kleine Einzelhändler und Startups. Bei Bedarf gerne auch für Sie. Mehr Infos gibt es auf seiner Homepage screentext.de

Teile den Beitrag gerne, wenn er dir gefällt.

2 Gedanken zu „Das städtische Lapidarium Stuttgart: Durch die Geschichte wandeln“

Schreibe einen Kommentar