Die Zitadelle von Bitsch: monumentales Bauwerk

Es gibt Zeiten, in denen ich meine Ausflüge im Zusammenspiel mit einem bekannten Online-Wetterdienst (unbezahlte Werbung) plane – und genau so kommt die Zitadelle von Bitsch ins Spiel. Für einen Tagesausflug gilt zudem die Prämisse, dass die Anfahrt nicht mehr als 200 km betragen soll.  Nachdem der Bodensee wegen hoher Regenwahrscheinlichkeit ausfällt, nehme ich mir die Vogesen vor. Dort liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei maximal 15%, gegen Nachmittag soll es sonnig werden. Passt.

Auf dem Weg zur Zitadelle von Bitsch: Ein kleiner Abstecher zur Burg Lützelstein

Es ist der Tag der deutschen Einheit, den ich mir für einen Besuch bei unseren Nachbarn in Frankreich aussuche. Die Entscheidung ist völlig unpolitisch, sie ist eher der Tatsache geschuldet, dass ich während des eigentlichen Mauerfalls eben in Frankreich war, genauer gesagt in Paris. Aber zurück zur Zitadelle von Bitsch. Vorausgehend habe ich einen Besuch des Schlosses Lützelstein in La Petite Pierre in die Planung mit aufgenommen. Das war kein Fehler, aber auch kein Erfolg, weil das wirklich schöne Schloss wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich war. Der kleine, durchaus idyllische Ort liegt knappe 30 km straight Richtung Süden von Bitsch entfernt – auf französisch Bitche geschrieben.

Die Fahrt durch die Vogesen macht Freude. Obwohl kein Feiertag hier, sind die Straßen kaum befahren. Sie führen durch Wälder und Täler, durch malerische Orte und entlang kleiner Bäche. Ich halte mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen – wo und wann immer möglich unterschreite ich sie, um die Landschaft auf mich einwirken zu lassen. Um 13.30 Uhr erreiche ich die Citadelle de Bitche, wie sie auf Französisch bezeichnet wird.

Was bei der Anfahrt beachten und wo Ihr parken könnt

Zur Zitdalle von Bitsch gelangt ihr über die Rue des Tilleuls, indem Ihr am Kreisverkehr auf Höhe der Post in die Rue Bombelles abbiegt. Lasst Euch nicht irritieren – die Straße sieht ein wenig nach Anliegerstraße aus – ist sie aber nicht. Nach einem weiten Bogen gelangt Ihr direkt zu dem Parkplatz am Fuß der Festung. Das Parken übrigens ist kostenlos. Zumindest erahnen lässt sich das Monumentale der Zitadelle von Bitsch bereits von hier. Sie ist über einen leicht ansteigenden Weg schnell erreicht. Perfekt.

Die Zitadelle von Bitsch - erster Blick vom Parkplatz aus
Die Zitadelle von Bitsch – erster Blick vom Parkplatz aus

Eine Führung in mehreren Filmetappen

Unmittelbar hinter dem Eingangstor befindet sich das Kassenhäuschen. Ich bitte mit meinem verbliebenen Restfranzösisch um eine Eintrittskarte für die Führung. Die Antwort erfolgt auf Deutsch. Ok, ich habe verstanden. Das passt vor allem insofern, dass ich im Kopfhörer-Set alle Informationen in meiner Sprache erhalte.

Und vorweg: Der Weg durch die unterirdischen Gänge hat es in sich – speziell aus filmischer Sicht. Über die Wintermonate hinweg bleibt die Zitadelle von Bitsch allerdings geschlossen. Das haben Sehenswürdigkeiten dieser Art so an sich. Ihr müsst Euch gedulden bis Mitte März. Informiert Euch hier über die jeweils aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Die Zitadelle von Bitsch - eindrucksvolle Führung mit Filmsequenzen
Die Zitadelle von Bitsch – eindrucksvolle Führung mit Filmsequenzen

Die Führung setzt sich aus eindrucksvollen Filmsequenzen zusammen, die nacheinander in verschiedenen Räumen abgespielt werden. Zum Teil sind diese mit Gewaltszenen verbunden, die nicht unbedingt kindergerecht sind. Wir flanieren in einer kleinen Gruppe durch das gut beschilderte Labyrinth, das früher vielen Menschen während wilder Zeiten Schutz geboten hat. Die einzelnen Episoden befassen sich intensiv mit dem preußisch-französischen Krieg in den Jahren 1870 bis 1871 im Zusammenhang mit der Zitadelle von Bitsch.

Die Zitadelle von Bitsch - von Raum zu Raum während der Führung
Von Raum zu Raum während der Führung

Wie es zu den Auseinandersetzungen kam, könnt Ihr in aller Ausführlichkeit beispielsweise hier nachlesen. Vielleicht noch so viel dazu: Der Krieg wäre durchaus vermeidbar gewesen, hätte der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck den Inhalt der von Wilhelm I. verfassten Emser Depesche (Vorher-Nachher-Vergleich) nicht wissentlich auf eine gezielt provokante Art gekürzt.

Erwähnenswert ist noch der französische Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban, der von König Ludwig XIV. beauftragt wurde, die Zitadelle von Bitsch uneinnehmbar zu machen. Eine weitere wichtige Person kommt mit ins Spiel, die in den Filmszenen kritisch durchleuchtet und hinterfragt wird: Der Kommandant Louis-Casimir Teyssier, der 1879/71 für die Verteidigung der Zitadelle verantwortlich war. Aufgrund seines Stolzes greift ein militärisches Rad ins andere – und wie so häufig ist eine große Anzahl an Opfern in der Zivilbevölkerung zu beklagen.

Die in einen Film verpackte Führung verdeutlicht die Brutalität dieser Zeit ohne eine in pseudoromantischer Form geschichtsverklärende Erzählart. Damit genug zur wechselhaften Historie der Zitdalle von Bitsch. Wenn es Eure Zeit zulässt: der Eintrittspreis umfasst auch das obere Plateau sowie die zwei Museen. Einen ermäßigten Package-Preis erhaltet Ihr bei einem geplanten Besuch der Burg Fleckenstein, die knapp 30 km östlich liegt.

Das Plateau der Zitadelle

Das obere Plateau der Zitadalle von Bitsch wirkt ein wenig wie eine eigene, aus der Zeit gefallene Welt. Leider ist nur noch die Kapelle aus der Zeit Vaubans nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten in einem originalnahen Zustand. Ich denke, die nachfolgenden Bilder vermitteln einen guten Eindruck von dem historischen Charme des gesamten Ensembles. Sofern Ihr noch die Kopfhörer des Filmrundgangs zur Hand habt – setzt sie auf. An einigen Punkten auf dem Plateau werdet Ihr in der Nähe der Infotafeln mit zusätzlichem Hintergrundwissen versorgt.

Die Zitadelle von Bitsch - Aussicht auf einen Teil von Bitsch
Die Zitadelle von Bitsch – Aussicht auf einen Teil von Bitsch

 

Die Zitadelle von Bitsch - Kanone aus dem Jahr 1870
Kanone aus dem Jahr 1870

Auch bietet sich eine Pause in der Caféteria auf dem Plateau mit Außenbestuhlung an. Ich gönne mir artgerecht einen Café au Lait und lasse die Empfindungen Revue passieren wie nach einem spannenden Kinofilm. Mittlerweile lichtet sich die Wolkendecke und weckt die Vorfreude auf den Rundgang um die Zitadelle von Bitsch. Vielleicht reicht es sogar noch für einen Spaziergang durch den Garten für den Frieden, der auf der Homepage in holpriger Übersetzung als „unvermeidliche Gegend“ angekündigt wird.

Beste Aussichten: ein Spaziergang entlang der Festungsmauern

Der Startpunkt für den Rundgang um die Zitadelle von Bitsch befindet sich direkt am Eingang. Ihr könnt gegen oder im Uhrzeigersinn loslaufen. Inzwischen übernimmt die Sonne mehr und mehr die Herrschaft am Himmel und taucht das Gemäuer in ein warmes Abendlicht, das die historische Kälte etwas weicher wirken lässt.

Es wird ein gemütlicher Bummel, die Blicke schweifen umher auf der Suche nach der richtigen Perspektive für die nächsten Aufnahmen. Die Mauern eingehender betrachtet wird der Nimbus der Uneinnehmbarkeit schnell entkräftet. Ließe man sie, würde sich die Natur das Terrain in denkbar kurzer Zeit zurückerobern.

Zitadelle in Bitsch - die Kirchturmspitze der Église Sainte-Catherine

Das Beeindruckende an diesem Ort ist, dass man sich irgendwie selbst überlassen bleibt. Das liegt an der Stille, an der Weite der Umgebung und auch daran, dass nur wenige Menschen um mich herum unterwegs sind. Ein Greifvogel kreist über meinem Kopf mit einem ganz eigenen Flow. Gerne würde ich für einen Augenblick in sein Gefieder schlüpfen, um das Bauwerk aus der Vogelperspektive zu betrachten. Stattdessen geht es zu Fuß weiter bis zur Südwest-Flanke der Hügelfestung und dann auf den Rückweg. Durch eine Mauerlücke hindurch ist die Kirchturmspitze der Église Sainte-Catherine zu sehen.

Nachfolgend habe ich einige Bilder zusammengestellt, die einen Eindruck von dem Spaziergang vermitteln – und das er sich auf jeden Fall lohnt. Er fühlt sich an wie eine Wanderung durch die Natur, die Zitadelle von Bitsch rückt ein wenig in den Hintergrund. Erwartungsgemäß hat es für den Garten für den Frieden (Jardin pour la Paix) nicht mehr gereicht. Er ist übrigens Bestandteil der Initiative Gärten ohne Grenzen, die sich auf das Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg konzentriert. Zurück am Parkplatz beschließe ich, den Tag in Wissembourg mit einem Flammkuchen zu beenden und packe mein Equipment in den Kofferraum.

Zitadelle in Bitsch - Blick entlang der Mauer mit Bewuchs

Zitadelle in Bitsch - Naturidyll mit alter Holzbank
Die Zitadelle von Bitsch: monumentales Bauwerk

Author: Andreas Schneider

Mitbegründer der Local Players. Er betrachtet das Portal als Medizin gegen das stets präsente Reisefieber. Seit mehr als 30 Jahren schreibt und werbetextet er für namhafte Unternehmen, kleine Einzelhändler und Startups. Bei Bedarf gerne auch für Sie. Mehr Infos gibt es auf seiner Homepage screentext.de

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