Der Tag beginnt mit Saharastaub, das Residenzschloss in Ludwigsburg muss sich gedulden. Es ist morgens gegen 8.30 Uhr. Die aufgehende Sonne ist eine blasse Scheibe hinter den Wolken aus feinem Wüstensand, der über Nacht ein paar tausend Kilometer hinter sich gebracht hat. Er wird erst dort Autos, Häuser und Fenster mit einer gelblichen Schicht überziehen, wo er sich mit Regenwolken vermischt und aus dem Himmel gespült wird. Hier und heute nicht. Das weiß ich und packe die Sonnencreme mit ein – Schutzfaktor 20 für die Kopfhaut. Zurecht, wie sich einige Stunden später herausstellen wird.
Genau genommen steht eine komplette Kultour auf dem Tagesprogramm: Residenzschloss, Schloss Favorite und das Wasserschloss Monrepos. Schlösser knacken in Ludwigsburg. Einmal mehr weiß ich den Karten-Service von Google zu schätzen, obwohl die faltbaren Stadt- und Landkarten von Falk & Co, einen nostalgischen Charme haben – bei Windstille, wenn sie nicht wild herumflattern. Alle drei Schlösser stehen dicht beieinander, die Gesamtstrecke liegt bei überschaubaren 4 bis 5 Kilometer. Abgesehen von einer Straßenüberquerung geht es durch Parklandschaften inklusive Planetenweg wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Dazu an anderer Stelle mehr.[/vc_column_text][vc_custom_heading text=“Der Barockstar Herzog Eberhard Ludwig und das Residenzschloss Ludwigsburg“ font_container=“tag:h3|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_single_image image=“878″ img_size=“full“ style=“vc_box_border“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][vc_column_text]Zu Zeiten des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733), gehörte es in Adelskreisen zum guten Ton, ein Schloss zu bauen. Wer seine Macht im Zeitalter des Absolutismus auf eine besondere Art demonstrieren wollte, baute nicht nur ein großes Schloss, sondern gleiche eine ganze Stadt dazu. Genau genommen ist Ludwigsburg eine barocke Planstadt. Auf eine identische Art entstand Karlsruhe nur wenige Jahre zuvor – als Gründer wird Graf Karl Wilhelm von Baden-Durlach in den Geschichtsbüchern gelistet.
Der erste Spatenstich für das grandiose Residenzschloss erfolgte 1704. Der Einzug mit der gesamten Hofschar fand im Jahr 1718 statt, der Barockstar Herzog Eberhard Ludwig war zuhause angekommen. Die Residenzstadt Stuttgart hatte über Jahrzehnte hinweg das Nachsehen. Der Herzog hegte ein ausgesprochenes Faible für prunkvolle Feste mit Musik, Tanz und vor allem mit großem Feuerwerk. Mit dem Residenzschloss Ludwigsburg inklusive der großzügigen Gartenanlage, heute weltweit bekannt als Blühendes Barock, stand ihm eine adäquate Kulisse zur Verfügung. Etwas flapsig ausgedrückt entwickelte sich die Schlossanlage zum Partyzentrum Europas mit hohem Chillfaktor – Ibiza von einst mitten in Deutschland.[/vc_column_text][vc_custom_heading text=“Der Corps de Logis in doppelter Ausführung“ font_container=“tag:h3|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_column_text]Auf den bisherigen Bildern ist der neue Corps de Logis aus südlicher Sicht zu sehen. Ein lang gezogener Wohntrakt mit einer wunderbar gestalteten Fassade. Für die Zeit typisch ausgearbeitete Statuen runden den Gesamteindruck ab und sorgen für optische Abwechslung. Jede einzelne erzählt ihre eigene Geschichte. Was das zentrale Thema des Barocks anbetrifft, besteht kein allgemeingültiger Konsens. Der Triumph als Leitmotiv zählt dazu, ergänzt durch Themen wie Vanitas (Vergänglichkeit) oder carpe diem (den Tag genießen). Zu welchem Thema die abgebildete Skulptur passt: Sucht es Euch selber aus :)[/vc_column_text][vc_single_image image=“879″ img_size=“full“ style=“vc_box_border“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][vc_column_text]
Der Eingang für Touristen eröffnet sich am neuen Corps de Logis. Ist gut ausgeschildert, könnt Ihr nicht verfehlen. Linker Hand befindet sich das Schlosscafé mit der historischen Hochzeitskutsche im Mittelpunkt. Ein tolles Ambiente. Dazu hat sich die Sonne Ihren Weg durch den Saharastaub gebahnt und rückt die Szenerie ins rechte Licht. Die Temperaturen sind angenehm, eigentlich perfekt. Der Innenhof wird von einem sehenswerten Gebäude-Ensemble eingerahmt. Hier kommen die typischen Barock-Merkmale zum Tragen: Als legitimer Nachfolger der Renaissance-Architektur wirkt sie wesentlich pathetischer und spielt mit den Gegensätzen Ordnung und Bewegtheit.
Deutlich schwungvollere Formen, Kuppeln und verspielte Säulen prägen die Optik. Zu den weiteren Merkmalen zählen Verzierungen aus Blattgold als Symbol für Reichtum und Macht. Gut erkennbar in den Fensterbereichen sowie in den Wappenelementen. Ein Stilmittel, das sich durch alle Bereiche bis hinein in die Innenräume zieht. Die Architekten des Barocks bezogen das Licht als wichtige Gestaltungsoption mit in ihre Planungen ein ebenso wie die bereits erwähnten Skulpturen und zeitgenössische Malerei.
Das mittige Portal führt vom Vorhof in den Innenbereich – den sogenannten Ehrenhof. Aus der Renaissance stammend, wurde er im Residenzschloss Ludwigsburg übernommen und entwickelte sich zu einem charakteristischen Baumerkmal. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der Ehrenhof vierseitig umschlossen. Nachfolgend einige Impressionen:[/vc_column_text][vc_gallery type=“grid“ images=“881,882,883,885,886″ img_size=“125×125″ grid_number=“5″][vc_custom_heading text=“Kleingartenanlage im barocken Stil? Von wegen.“ font_container=“tag:h3|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_column_text]Wenn schon pompös, dann richtig: Das Residenzschloss Ludwigsburg ist umgeben von einer Parkanlage, von der Kleingärtner nicht ansatzweise zu träumen wagen. Steht zufälligerweise keine Heerschar an Mitarbeitern zur Verfügung, mutiert das Unterfangen zu einer sisyphosartigen Aufgabe, die nicht zu bewältigen ist. Oder anders gesagt: Schade, dass am Ende des Tages noch so viel Garten übrig ist.[/vc_column_text][vc_single_image image=“891″ img_size=“full“ style=“vc_box_border“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][vc_single_image image=“892″ img_size=“full“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][vc_column_text]Eigentlich ist Anfang April zu früh für die Parkanlage Blühendes Barock, die im Jahr 1954 neu eröffnet wurde. Die ersten Eindrücke zeigen auf eine dezente Art und Weise, was über die nächsten Monate hinweg zu erwarten ist. Den größten Teil nimmt das weitläufige Areal ein, das südlich vom Residenzschloss Ludwigsburg liegt. In seiner Gesamtheit kann es mal so richtig protzen mit Zahlen und Fakten: Die Fläche beläuft sich auf knapp 300.000 qm, die Komplettumrundung zu Fuß liegt bei 3,2 Kilometern. Alle Wege aneinandergereiht, warten circa 14 bis 15 km auf Euch, macht aber kein Mensch. Über 300.000 Frühjahrsblüher verwandeln den Garten in ein farbenfroh schillerndes Eden. Soviel dazu.[/vc_column_text][vc_custom_heading text=“Klein und fein: der Friedrichsgarten am Residenzschloss Ludwigsburg“ font_container=“tag:h3|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_column_text]Angelegt wurde der Friedrichsgarten im Jahr 1733 – als Privatgarten, nebenan könnte es ja knapp werden. Namensgeber war Herzog Friedrich II. Ich liebe dieses kleine Refugium mit den gegensätzlichen Bereichen im Sinne des Klassizismus. Der verwinkelte Teil mit Teich, in dem sich Häuschen und Skulptur spiegeln, ist wunderbar gestaltet, ohne geometrische Formen anzunehmen. Dummerweise sind die Bilder von dem chinesischen Pavillon nichts geworden. Vielleicht liegt es daran, dass er mir irgendwie deplaziert vorkam.[/vc_column_text][vc_single_image image=“893″ img_size=“full“ style=“vc_box_border“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][vc_column_text]Wie eine zweite Welt wirkt der andere Bereich des Friedrichsgartens. Die großzügige Aufteilung orientiert sich an repräsentativen Ansprüchen: Internationalen Gästen zeigen, was man hat. Grasflächen werden durch fein säuberlich angelegte Wege in Rechtecke aufgeteilt. Die Pergola sieht noch ein wenig karg aus – wie gesagt, den ganzen Sommer bis tief in den Herbst hinein wird sich das ändern. Der nächste Besuch steht bereits im Terminkalender.[/vc_column_text][vc_single_image image=“894″ img_size=“full“ style=“vc_box_outline“ onclick=“link_image“ full_width=“yes“][/vc_column][/vc_row]
2 Gedanken zu „Residenzschloss Ludwigsburg: farbenfrohes Highlight“