Die Minneburg bei Neunkirchen gegenüber des Ortes Neckargerach ist das zweite lohnenswerte Ausflugsziel an diesem chilligen Sonntagvormittag mit einem in ein sattes Blau getauchten Himmel. Als wären Wolken zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden worden. Das erste Ziel des Tages verlinke ich dir im Text. Dieser Sightseeing-Pingpong über den Neckar hinweg im Odenwald-Kreis lohnt sich allemal als eine durchaus anspruchsvolle Wanderung.
Die Minneburg: imposante Burgruine im Odenwald
Nach meinem Abstecher zuvor mit einem Anstieg durch die Margarethenschlucht auf der gegenüberliegenden Neckarseite parke ich meinen Tivoli am Fuß des Berghangs, auf dem die Ruine weithin sichtbar die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vor allem entfaltet die typische Höhenburg ihre Wirkung kontraststark vor dem wolkenlosen Himmel oberhalb von Guttenbach.
Der serpentinenartige Weg führt direkt vom Parkplatz aus zur Ruine hoch. Mit jeder Kurve schaffe ich einige Höhenmeter, wenn ich durch die Bäume hindurch nach unten schaue. Von der Minneburg wird noch eine Weile nichts zu sehen sein. Am Ende des Serpentinenteils flacht der Weg mehr und mehr ab.
Was natürlich nicht fehlen darf und irgendwie zwanghaft zu sein scheint, sind Steinmännchen. Ein millionenfach gesehenes Motiv, das ich sozusagen links liegen lassen. Die Kids der Familie vor mir haben dagegen ihren Spaß mit diesen fragilen Steinstapeln. Mit einem leichten Fußtritt wird eines zum Einstürzen gebracht. Ich muss grinsen – jedenfalls innerlich.
Schlägst du ein vergleichbares Tempo mit kurzen Zwischenstopps wie ich ein, wirst du ungefähr 15 Minuten benötigen, bis sich die Minneburg als Burganlage erstmals zwischen dem noch etwas spärlichen Blattwerk der Bäumen zeigt.
Bei einer Wanderung in unbekannten Gefilden ist es immer beruhigend, das Etappenziel vor Augen zu haben. Das kennst du bestimmt selbst. Es ist um die Mittagszeit und so einige Menschen kreuzen meinen Weg. Fahrradfahrer kommen bevorzugt von der westlichen Seite angefahren, die relativ flach verläuft.
Grillen und Chillen am Fuß der Ruine
Was sich zwischen den Bäumen zeigt, ist der sogenannte Palas, der in Burgen oder auf Herrensitzen vor allem Repräsentationszwecke erfüllt hat. Die Bestimmung ist gut an den Fenstern erkennbar, die weder optisch noch sinngemäß etwas mit sonst eher üblichen Schießscharten zu tun haben. Eigentlich sehen sie ziemlich modern aus. Zum Zeitpunkt meines Besuchs ist der ganze Innenbereich aufgrund baulicher Probleme gesperrt (Stand April 2021), was ein wenig schade ist, lässt sich aber nicht ändern.
Ich orientierte mich nach rechts, wo noch ein kleiner Teil der Burgmauer verläuft und werde mit einer tollen Aussicht auf den Neckar belohnt, der ca. 110 Meter unterhalb der Minneburg eine kurvige Linie durch die Landschaft zieht. Mit der Sonne fotografiert, ist der Ort Neckargerach im Neckartal zu sehen, der durchaus idyllisch in den Naturpark Neckartal-Odenwald eingebettet liegt.
Ich durchquere das von zerfallenen Mauern umgebene Tor der Vorburg. Baustellengitter weißen darauf hin, dass an der Burg noch etwas zu tun ist. Der kleine Vorplatz unterhalb des Palas – ja, man versteht von der ersten Sekunde an, weshalb er geliebt wird. Sitzgruppen aus verwittertem Holz verteilen sich auf der Wiese. Familien mit Kindern nutzen sie ebenso wie Pärchen.
Im Inneren der Burg
Die Atmosphäre an einem durchaus kriegerischen Schauplatz der Historie könnte friedlicher kaum sein. An zentraler Stelle steht ein Schwenkgrill in der Minneburg, der aktuell nicht genutzt wird. Bilder machen geht aus Datenschutzgründen nicht, also genieße ich diese harmonische Stimmung, ohne mir Gedanken über den Bildausschnitt zu machen. Hat was.
Nach einer Zigarettenpause geht es weiter mit der Umrundung der Minneburg, soweit möglich. Ich werfe einen Blick auf den Bergfried, dessen obere Konturen ausgefranst sind.
Kurz kommt der Gedanke auf, den Spaziergang zu einer Wanderung auszudehnen. Ich lasse es aus einem reinen Bauchgefühl heraus und mache mich auf den Rückweg zum Wanderparkplatz. Es ist der selbe Serpentinen-Waldweg. Durch den geänderten Blickwinkel fühlt er sich trotzdem fremd an – zumindest ein bisschen. Die Waldluft kommuniziert mit dem, was in mir vorgeht. Man muss es nur zulassen.
Historischer Rückblick auf die Geschichte der Burgruine Minneburg
Erstmalig wird die Burg als beliebtes Ausflugsziel historisch gesichert im Jahr 1339 erwähnt. Damit fällt sie in den Zeitraum der Entstehung der Stauferpfalz in Bad Wimpfen. 1518 ging sie im Zuge eines Erblehens an Vogt Wilhelm von Habern über. Ihm ist die Minneburg in ihrer heutigen Form zu verdanken.
Wie die Burg zu ihrem Namen kam
Gesichert ist es nicht, jedoch wird berichtet, dass Minna von Horneck (mittelhochdeutsch Minne) mit verantwortlich für die Namensgebung war. Ursprünglich sollte sie mit dem Grafen von Schwarzenberg vermählt werden, was ihr jedoch widerstrebte.
Ihre Liebe galt einem armen Ritter, sodass sie flüchtete. Als dieser von einem Kreuzzug zurückkehrte, lag Minna im Sterben. Er versprach ihr die Errichtung einer Burg. Im Gedenken an die Verstorbene hat er der Burg den Namen Minneburg gegeben.
Wandern rund um die Minneburg
Manchmal ist es so wie hier, dass du auf dem Weg zum einen bereits das andere zu Ausflugsziel zu sehen bekommst, das auf deiner Liste steht. Vor mir meine neue wilde Liebe: die Margarethenschlucht – über mir die Minneburg – und dazwischen fließt der Neckar, der sich im Naturpark Neckartal-Odenwald sicher von einer seiner schönsten Seiten zeigt.
Die kannst hier eine Wanderung einplanen, die sich ziemlich gewaschen hat, was die Aussichten anbetrifft. Nachfolgend habe ich dir eine Karte mit der Route zusammengestellt:
Wissenswertes zur Minneburg bei Neckargerach
Adresse
74867 Neunkirchen
Karte
Öffnungszeiten
Bis Mai 2019 war die Minneburg für Besucher aufgrund eines Teileinsturzes des Küchenbaus gesperrt. Mittlerweile kannst du sie wieder ganzjährig rund um die Uhr besuchen. Es wird dringend davon abgeraten, die gesperrten Bereiche zu betreten.
Anfahrt und Parken
Unter der Woche ist der Wanderparkplatz Ziegelhütte (Adresse für dein Navi: Ziegelhütte 2, 69437 Neckargerach) eine gute Anlaufstelle. An Wochenenden bei schönem Wetter brauchst du viel Glück, um noch einen Parkplatz unterhalb der Minneburg zu finden. Nutzt du den Wanderparkplatz Margarethenschlucht (Adresse: Gickelfelsen 31 in Neckargerach) läufst du über die Neckarbrücke hoch zur Burg. Der Fußweg beläuft sich auf ca. 2,5 km.
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Alternativ nutzt du die S1, S2 oder S3 und fährst den Bahnhof in Neckargerach an. Fahrplanauskünfte erhältst du über die S-Bahn Rhein-Neckar.