Intro: Bereits während meines Tagesausflugs nach Gaienhofen Horn habe ich beschlossen, eine Wanderung von Öhningen-Wangen in unmittelbarer Nachbarschaft nach Stein am Rhein in der Schweiz zu machen. Die Gelegenheit hat sich dann an Allerheiligen ergeben, also relativ zeitnah. Sie hat sich gelohnt, auch wenn ich die Tour als „fast fantastisch“ bezeichne. Das liegt vor allem daran, dass die Wege in Großteilen etwas entfernt vom Bodenseeufer verlaufen. Schade eigentlich, aber es ist eben so. Begleite mich auf dem Weg.
Ein paar Daten zur Wanderung
Die Wanderung von Öhningen-Wangen nach Stein am Rhein hat eine Länge von ca. 6,5 km, was eher einem Spaziergang entspricht. Es stellt sich immer die Frage nach den eigenen Ansprüchen: Wie weit willst du im übertragenen Sinne des Wortes gehen?
Abgesehen von kleinen Steigungen ist der Weg eben und gut ausgebaut und damit auch für Rollator- und Rollstuhlfahrer geeignet. Sollte die Strecke zu lang werden, der Höribus verbindet Stein am Rhein mit Radolfzell und hält auch mehrere Male auf dem Weg Richtung Öhningen Wangen. Weitere Infos inklusive der Fahrplanauskunft findest du hier.
Was ebenfalls von Bedeutung sein könnte: Unterwegs gibt es im Prinzip – jedenfalls über die Sommermonate hinweg – nur das Kiosk-Café Oberstaad als Anlaufstelle für Snacks und Getränke. In Stein am Rhein ist dann wieder alles so bunt, dass man sich gar nicht entscheiden kann.
Der Bodensee: nicht immer in Blickweite
Es ist der 1. November, die Wettervorhersage hat viel Sonne für diesen Tag angekündigt. Mit durchaus angenehmen Temperaturen für die Jahreszeit. Feine Sache und Motivation genug, den Wecker auf 6.30 Uhr zu stellen. Freiwillig. Als Zieladresse gebe ich im Navi den Seeweg 2 in Öhningen-Wangen ein. Näher ran ans Ufer geht es nicht.
Es ist richtig wenig los, das steht nach meiner Ankunft in Öhningen-Wangen fest und wird über die gesamte Strecke hinweg so bleiben. Lediglich ein einzelner Spaziergänger kreuzt meinen Weg. Der Hund an der Leine möchte sich gefühlt am liebsten losreißen und die Gegend erschnüffeln und erobern. Man kann es ihm nicht verdenken.
Jahreszeitlich bedingt wirkt die Hafenanlage wie leer gefegt, die Boote sind in ihren Winterquartieren untergebracht. Es bieten sich dennoch ein paar reizvolle Motive vom Ufer aus an. Dazu zählt auch das einsam hinter Schilfrohr daliegende Ruderboot. Fast regungslos verfolgt eine Möwe, wie ich sie mit der Kamera anvisiere, nur hin und wieder bewegt sie ihren Kopf. Mach halt, wird sie vermutlich denken.
Die Pfahlbauten bei Öhningen-Wangen
Ein leiser Wind säuselt durch die Baumkronen. Mein erster Zielpunkt: die Pfahlbauten in Wangen. Von der Uferseite her umrahmt von riesigen Platanen, wirkt der rekonstruierte Pfahlbau recht klein. Tut ihm aber keinen Abbruch. Wichtig ist, dass er einen Eindruck davon vermittelt, wie die Menschen in dieser Region früher gelebt haben. Die Original-Pfahlbauten bei Öhningen-Wangen befinden sich unter der Wasseroberfläche. Zu ihren Bewunderern zählen Bodenseefelchen.
Zwischenstopp in Kattenhorn
Die Strecke zwischen Öhningen-Wangen und Kattenhorn auf dem Weg nach Stein am Rhein ist überschaubar – und führt in weiten Teilen erst einmal an der Hauptstraße entlang. Okay, nicht ganz so tragisch, da sich der Verkehr in Grenzen hält, eigentlich ist er so gut wie gar nicht vorhanden. Feine Sache.
Ein Stück weit geht es dann rein in die Alte Wangener Straße, ein Abstecher zum Bodenseeufer ist auch hier nicht möglich, da sich alles in Privatbesitz befindet. An der Schloßstraße geht es zügig bergab Richtung Kattenhorn. Ein idyllisches Dorf. Die Straße heißt so, weil sie direkt zum Schloss Kattenhorn führt, das meines Wissens nicht besichtigt werden kann, da es bewohnt ist.
Du kannst die St. Blasius-Kapelle bewundern, die einst Teil des Mauerrings war. Was mir gefällt: Entlang der Strecke sind zahlreiche Infotafeln mit Wissenswertem und historischem Bildmaterial angebracht. So auch über den Uferweg mit einer Originalaufnahme aus den 30ern des letzten Jahrhunderts. Es entsteht ein kontrastreicher Eindruck.
Irgendwann führt die Wanderung ab Öhningen-Wangen wieder weg vom Bodenseeufer, rein in ein landwirtschaftlich genutztes Areal. Meine Empfehlung: Mach einen Abstecher zum Hafen Öhningen Oberstaad. Über den Sommer hinweg hat das Café geöffnet – allerdings nicht mehr Anfang November. Und zumindest könnt Ihr von außen einen Blick auf das Schloss Oberstaad werfen.
Auf verschiedenen Portalen wird es als Hotel geführt – dem ist aber keineswegs so. Im Anschluss an den lohnenswerten Hafenabstecher geht es zurück zur Rheinstraße. Klingt groß, ist aber nach wie vor ein kleiner Weg, der abseits des Ufers entlang Richtung Schweiz verläuft.
Der Grenzübergang ist unspektakulär, eigentlich ist er nur ersichtlich durch die Schweizer Fahne in ihrer typisch quadratischen Form, die seit 1848 mit dem weißen Kreuz auf roten Hintergrund exakt so besteht. Wer es wissen will: die einzige weitere Fahne in quadratischer Form hat – genau – der Vatikan.
Die Burg Hohenklingen im Visier
as bei der Wanderung von Öhningen-Wangen nach Stein am Rhein frühzeitig ins Auge sticht, ist die Burg Hohenklingen. Ich weiß, dass ich diese heute nicht besuchen werde, weil es ansonsten too much wird. Das ist bedauerlich wegen der vermutlich großartigen Aussicht, aber sie steht auf dem Plan frei nach Susan Sontag:
I haven`t been everywhere, but it’s on my list.
Susan Sontag
Und ändert sich etwas in der Schweiz? Nein, nicht wirklich, oder doch. Denn im Kanton Schaffhausen scheint Allerheiligen kein Feiertag zu sein. An einem kleinen, frei zugänglichen Uferstück mache ich ein paar Aufnahmen mit meiner Lumix, während ein Anwohner – versteckt hinter einer mauerähnlichen Hecke – den Rasen mäht. Für ihn (oder sie) ist schlicht und einfach Donnerstag.
Egal, der Blick über den Rhein an dieser Stelle entschädigt für vieles. Der Fluss wirkt deutlich breiter, weil er die Insel mit dem berühmten Kloster umfließen muss. Auf die Insel Werd mit der Wallfahrtskapelle St Otmar gehe ich in einem separaten Beitrag ein, da sie nur über die linksrheinische Seite begehbar ist.
Das Ziel: die dekorative Altstadt in Stein am Rhein
Bekannt ist Stein am Rhein vor allem durch die wirklich schöne Altstadt mit historischen Fachwerkhäusern und den großartigen Fassadenmalereien. Du findest hier zahlreiche Shopping- und Einkehrmöglichkeiten. Wirf ebenso einen Blick auf den sanft ruhenden Hafen.
Videobeitrag zur Wanderung
Wissenswertes rund um Öhningen-Wangen
Adresse
78337 Öhningen Ortsteil Wangen
Karte mit Wanderroute
Parken
Mit dem Parken ist es so eine Sache in Öhningen-Wangen. Ob Ihr einen Parkplatz findet, hängt maßgeblich davon ab, an welchem Tag und zu welcher Jahreszeit Ihr den Ausflug an den Bodensee plant.
Jedenfalls könnt Ihr von der Hauptstraße aus in den Seeweg abbiegen. Dort steht ein Parkplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum Fischerhaus zur Verfügung. Allerdings ist die Anzahl an Stellplätzen nicht gerade üppig. Weiter entlang der Seestraße finden sich nochmals ein paar wenige Parkplätze hinter der Residenz Seeterrassen. Das war es meines Wissens nach.
Was für eine schöne Wanderung und so tolle Bilder Da möchte man am liebsten gleich losziehen. Vielen Dank fürs Teilen und neugierig machen!
Liebe Grüße Josefine von
fineontour
Hi Josefine,
hat sich wirklich gelohnt und war gut geplant 🙂
Könnte Dir noch folgende Wanderung am Bodensee empfehlen:
https://www.localplayers.de/wanderweg-von-nonnenhorn-bis-lindau-impressionen-entlang-am-bodensee/
Ist mindestens genauso schön
Viele Grüße
Andreas